Bericht vom Kirchenkonzert 15.05.2011
Bombastisch und voll Sehnsucht Handharmonika-Spielring Neckargröningen spielt in der evangelsichen Kirche - Pop mit Folklore gemischt

Ein Akkordeon taugt zu mehr als "nur" zur volkstümlichen Musik. Wie vielseitig es einsetzbar ist, war bei einer Soiree des Handharmonika-Spielrings Neckargröningen zu hören. Das Konzert in der evangelischen Kirche war Werbung für ein Instrument, das zu Unrecht immer mehr außer Mode gerät.

Gut besucht war die kuschelige kleine Kirche, in der sich die zwölf Musiker um den Altar herum drapierten. Anspruchsvolles bunt gemischt hatten sie unter der Leitung ihres Dirigenten Rolf Berger einstudiert. Die Spanne reichte von Mitte des 17. Jahrhunderts bis Ende des 20. Jahrhunderts. "Das Akkordeon ist sehr vielseitig", meint die Vereinssprecherin Christa Wiebusch. Von klassischen Stücken bis zu Rock und Pop könne alles damit gespielt werden. Und das mache vor allem in der Gemeinschaft viel Spaß. Alleine es fehle am Nachwuchs. Man sei gerade dabei mit der Wilhelm-Keil-Werkrealschule eine Kooperation aufzubauen, kündigt der Vorsitzende Rainer Stark an.

Jeder Musiker hat eigentlich eine kleine Orgel auf dem Schoss. Und auch wenn das Akkordeon keine hat, ziehen sie doch alle Register des Instruments und ihres Könnens. Einfach haben sie es sich nicht gemacht bei der Programmauswahl zu ihrem kleinen Kirchenkonzert, das sie alle zwei Jahre geben.

Eigene Arrangements

Fantasievoll leicht und immer bombastischer werdend sind sie mit der Ouvertüre des Kalifs von Bagdad eingestiegen. Das ist eine komische Oper des Komponisten Boieldieu aus dem Jahr 1800. Der Höreindruck ist flüssig, melodisch, rhythmisch.
Rolf Berger selbst hat das Menuett von Henry Purcell für sein Akkordeon-Orchester arrangiert. Von tänzerischer Leichtigkeit präsentieren die Spieler das Stück. Interessant die Gegenüberstellung zum Rondeau á la Bach. Kontrastprogramm: Whitney Houstons Olympiahymne "One moment in time" - wuchtig-elegisch gleichermaßen dargeboten war das Lied vom Charakter symphonisch angelegt. Drei Kompositionen aus dem 19. Jahrhundert bildeten neben zeitgenössischen Werken den Schwerpunkt des späten Nachmittags: Zum einen das Gotische Menuett von Leon Boelmann, das Intermezzo Sinfonico von Pietro Mascagni sowie Rossinis Ouvertüre Regina. Modern und ein Stück aus der Schwierigkeitsstufe "Oberklasse" die Rhapsodia Andalusia von Adolf Götz - hier versprühten die Musiker Feuer und Leidenschaft.
Verabschiedet hat sich der Handharmonika-Spielring Neckargröningen 1939, wie es der Boxer Henry Maske tat, mit: "Time to say Goodbye". Und dazwischen haben sich "Russische Impressionen" hineingemogelt. Ein bisschen Folklore muss dann bei einem Akkordeonkonzert dann doch auch sein.



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